Der Bergfried (Turm)

Homburg um 1700 mit dem ursprünglichen Turm  (aus Prozessakten in den Staatsarchiven Würzburg und Wertheim) Homburg um 1700 mit dem ursprünglichen Turm (aus Prozessakten in den Staatsarchiven Würzburg und Wertheim)

Der älteste Gebäudekomplex des Homburger Schlosses ist vielleicht 1000 Jahre alt; ein romanischer, fratzenhafter Löwenkopf in der nördlichen Außenwand stammt aus dem 10. Jahrhundert. Historisch unzutreffend ist der früher mitunter anzutreffende Name "Pipinsturm".

Das wuchtige Bauwerk ist kreisrund mit einem Gesamtdurchmesser von 9 m bei 18 m Gesamthöhe. Die Mauerstärke beträgt in beiden unteren Geschossen jeweils 3,2 m, in den oberen Etagen "verjüngt" sie sich jeweils um 0,30 m. Das achteckige Obergeschoss wurde erst nach einem Brand im  18. Jahrhundert aufgesetzt.
Das untere Stockwerk, im Volksmund "Turekaler" (Turmkeller) genannt, hatte nur einen Zugang vom Schlosshof her, es diente bis in die Mitte des 20. Jh. als Dorfgefängnis und Schulkarzer (=gefängnis). Ein zweites Gewölbegeschoss darüber (nicht mehr vorhanden) hatte ursprünglich keinen Zugang von außen, nur ein Loch in der Gewölbedecke und einen Licht- u. Luftschacht ("Angstloch") durch die Außenmauer. Es ist als "abscheuliches Verlies im Turm zu Homburg " aktenkundig.
Die Geschosse darüber erreichte man nur über einen rundbogigen Einstieg an der Nordseite (vorhanden), der 8 m über dem Erdboden liegt. Anno 1771 wurde über eine Treppe (Südseite) mit einer herausgebrochenen Tür der heutige Eingang hergestellt. 1993 wurde ein Gewölbegang zur Schlossscheune geschaffen. Nach dem Wegfall seiner militärischen Funktion beherbergte der Turm auch die Gemeindeuhr und bis zum Kirchenbau 1835 auch vier Glocken, danach nur noch eine, die der Schullehrer zu läuten hatte. 1868 kam der Turm (mit dem übrigen Schloss) aus staatlichem (Kgr. Bayern) in Gemeindebesitz, blieb viele Jahrzehnte ohne Nutzung und verfiel zunehmend.

1981 wurde als erster Sanierungsschritt das Dach in Eigenleistung von der Freiw. Feuerwehr Homburg fachgerecht erneuert. 1987 wurde der Turm eingerüstet, die Fassade restauriert und neue Fenster eingebaut. Die Kosten übernahm der "Verein zur Rettung von Schloss Homburg", unterstützt durch Zuwendungen des Landesamts für Denkmalpflege, des Bezirks und des Landkreises.
In den Jahren 1990 bis 1993 vollendeten mehrere Homburger Vereine die Innenrenovierung. Der Turm wurde "entkernt", die Geschossdecken und der Treppenaufgang erneuert, eine Elektro- und Heizungsinstallation geschaffen und schließlich das Turmzimmer eingerichtet. Sämtliche Arbeiten wurden von der legendären Homburger Rentnerband ausgeführt. Weder die Außen- noch die Innensanierung erforderten Finanzmittel der Gemeinde. Erstmals wurden dabei in die 4 rundbogigen Maueröffnungen des Obergeschosses Glasfenster eingesetzt, Informationstafeln bieten dem Betrachter in  4 Himmelsrichtungen Informationen * :
Westen: Wertheim-Blick
Norden: Kallmuth-Blick
Osten:    Edelfrau-Blick
Süden:   Homburg-Blick
Seit 1993 wird der Turm des Nachts von allen Seiten angestrahlt. Seit Ende 2007 haben der Weinbauverein Homburg und die Soldatenkameradschaft den Turm von der Gemeinde gepachtet. Gemeinsam wollen sie den Turm instandhalten und mit Leben erfüllen. Im Frühjahr 2008 wurde eine "Galerie der Homburger Weinprinzessinnen" eröffnet. Bislang 35 Weinprinzessinnen aus Homburg geben der Turmstube ein charmantes Flair.

Lit.: Leonhard Scherg: Das Homburger Schloß,
        in: Chronik Hbg. Bd.I, S. 128 ff.
        Lothar Huller:  Notizen zur Baugeschichte
        in Chronik Hbg. Bd. II, S. 105 f.

Westen: Wertheim-Blick


Homburg am Main liegt exakt an der Südostecke des Mainvierecks zwischen Marktheidenfeld und Wertheim. Jahrhunderte lang war die Amtsstadt ein Eckpfeiler des Fürstbistums Würzburg gegenüber der Grafschaft Wertheim. Vorübergehend (1403 – 1485 und 1554 – 1569) war Homburg wertheimischer Pfandbesitz.

In Fenstermitte am Horizont erkennt man die Silhouette der Wertheimer Wartberg-Siedlung, davor der lange Waldrücken des „Himmelreichs“ (Wettenburg), umspült von der Urpharer Mainschleife.

Vor dem „Himmelreich“ mit dem großen Trennfelder Wald und dem ehemaligen Bahntunnel überquert die Autobahn Frankfurt – Nürnberg den Main.

Links vom Main erhebt sich der bewaldete Hallenknopf mit der Wüstung Mutterhausen, auf seinem Kamm verläuft seit je die Landesgrenze (Bayern – Baden), die sich ab Miltenberg mainaufwärts bis hier in Flussmitte findet.

Auf der anderen Mainseite liegt Trennfeld, ein uraltes Bauerndorf mit bedeutsamen Grabdenkmälern der Homburger Burgmannen.
Die Jahrhunderte alte Verbindung der Mainfähre zwischen Homburg und Trennfeld wurde 1955 stillgelegt.

Hinter Trennfeld und der Umspannstation erkennt man direkt hinter der A 3 Rettersheim mit dem Bocksberg (Muschelkalkerhebung im Buntsandsteingebiet) vor den Ausläufern des Spessarts.
Norden: Kallmuth-Blick


In der rechten Blickhälfte dominiert der massive, steile Fels- und Rebhang des Kallmuth, Meereshöhe 285m. Auf geologisch höchst interessanten Gesteinsschichten, mit seltener Flora und Fauna (mediterranes Kleinklima) wächst unterhalb eines Naturschutzgebietes seit mehr als 1200 Jahren einer der besten und berühmtesten Weine des Frankenlandes (erster urkundlicher Nachweis: 1102).

Die denkmalgeschützte Terrassenweinlage (15 ha) gehörte früher je zur Hälfte dem Kloster Triefenstein (vom Schlossgebäude verdeckt) und dem Hochstift Würzburg, ab 1802 dem (kgl.-bay.) Staatl. Hofkeller Würzburg und dem Fürsten Löwenstein -Wertheim– Freudenberg (evang. Linie), heute ganz dem Fürstlich–Löwenstein–Wertheim–Rosenberg`schen Weingut (kath. Linie). Die Kallmuth – Weinberge der Homburger Winzer schließen sich nach rechts an und umgeben Homburg.

Neben dem Schlossgebäude, erbaut von Philipp von Gebsattel im Jahre 1568, führen zahlreiche Treppenstufen hinunter zur Tropfsteinhöhle Burkardusgruft. Hier verschied nach der Legende im Jahre 753 Würzburgs erster Bischof St. Burkardus.

In den Jahren 1980 – 1997 wurde der Schlosskomplex (Schlossgebäude, Schlossscheune, Schlosshof, Bergfried, Gruft) einer umfassenden Restauration unterzogen, maßgeblich gefördert durch Dorferneuerung (Flurbereinigung), staatliche Zuschüsse, Finanzmittel und Eigenleistungen des „Vereins zur Rettung von Schloss Homburg“ und anderer Homburger Vereine sowie Haushaltsmittel der Gemeinde. Das Zementwerk Lengfurt (der Ort selbst ist vom Schlossgebäude verdeckt) trug als seinerzeit bedeutsamer Gewerbesteuerzahler sein Scherflein bei.
Osten: Edelfrau-Blick


In breiter Front vor dem Horizont erhebt sich die berühmte Weinlage Homburger Edelfrau (früherer Flurname: Neuleite). Auf knapp 6 ha Rebfläche wachsen glutvolle Weine an einem extremen Steilhang mit optimaler Sonneneinstrahlung.

Mehr als 50 ha Rebfläche bewirtschaften die Homburger -insbesondere Silvaner– und Müller-Thurgau-, aber auch Riesling-, Rieslaner- und rote Domina- und Spätburgundertrauben, sowie viele weitere Rebsorten mit geradezu legendärem Ruf ob ihrer Extravaganz und Eigenart.

Durch das gewundene Tal links der Edelfrau führt der Weg über Tiefenthaler und Remlinger Höhe nach Würzburg, das in gerader Blickrichtung etwa 25 km entfernt liegt.

Rechts vom Strassenbereich schlängelt sich von der ergiebigen Bugquelle der nie einfrierende Bischbach mainwärts, zweigt einen Mühlbach ab und speist die Homburger Brunnen und „Wasserspiele“.

In seinen Busch- und Baum-Auen fast versteckt liegt die alte Papiermühle von 1807, heute ein Industriemuseum. Die von hier sichtbare Bebauung entstand ( bis auf 2 Häuser: „Fachwerk-Villa“ und ehemaliges Gasthaus Külsheimer, jeweils etwa 100 Jahre alt) erst innerhalb der letzten 50 Jahre.

1993 entstand als letztes großes Baugebiet Homburgs zwischen Kallmuth und Edelfrau die Siedlung „Würzburger Strasse“
( Kemmerich).
Süden: Homburg-Blick


Hier bietet sich dem Betrachter ein Herzstück des romantischen und historischen Homburg. Am Julius-Echter-Platz (früher:„Oberer Markt“) erhebt sich die wuchtige ehemalige Zehntscheune, erbaut 1605 – 1614 unter Fürstbischof Julius Echter, das heutige Burkardusheim (Kindergarten, Bücherei, Pfarrheim).

Darunter im Gewölbe der Homburger Winzerkeller, daneben der Aufgang zur 1835 erbauten neuromanischen Pfarrkirche. Um deren Sandsteinmauern schmiegt sich der Homburger Friedhof an die alte Stadtmauer, deren Reste noch allenthalben im Ort anzutreffen sind.

Bis 1850 blieb die Bebauung innerhalb dieses Mauerrings mit insgesamt 5 Stadttoren, die bis 1884 leider alle abgebrochen wurden. Das „Zeller Tor“ beispielsweise stand an der Ecke zur Neubaustrasse, somit fanden sich nur wenige Häuser in der „Oberstadt“, in der heute mit den Neubaugebieten (entstanden ab 1968 ) der Grossteil der Einwohner Homburgs (2007: 1.350) wohnt.

„Steige und „Treppensteige“ führen hinab in die „Unterstadt“, die eingezwängt zwischen Felsen und Main, früher den größeren Ortsteil stellte. Vor dem „Bettinger Tor“ lag Jahrhunderte lang schon die kleine „Vorstadt“, die um eine ehemalige Ziegelei entstanden war. Am Horizont dieses Fensterblicks auch hier die Landesgrenze, der badische Weinort Dertingen liegt in rund 2 km Entfernung (rechts am Kirchturm vorbei gesehen).

Seit 1978 bildet Homburg zusammen mit Lengfurt, Trennfeld und Rettersheim den Markt Triefenstein.

Turmstube 360° Blick

Galerie der Homburger Weinprinzessinnen

Sonstiges rund um den Turm

Kostenaufstellung_und_Finanzierung
Kostenaufstellung_und_Finanzierung
Lageplan und Turmaufriss 1912
Lageplan und Turmaufriss 1912

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